Die „Bibliothek der Dinge“ in der Stadtbibliothek Ludwigshafen

#leihenstattkaufen #nachhaltigkeit #gemeinsamenutzung #gemeinschaft

Zielgruppe: Erwachsene, Familien, Technikinteressierte, Bastler*innen, Musikbegeisterte
Ausstattung: 83 Dinge
Zeitraum: Beginn Dezember 2019 und laufend

 

 

Nachhaltigkeit ist das Motto der Zeit. Immer mehr Menschen versuchen, ihren Alltag nachhaltiger und umweltschonender zu gestalten. Man achtet bewusster auf den eigenen ökologischen Fußabdruck und geht achtsamer durch das Leben. Bibliotheken kommt dabei eine immer größere Bedeutung zu. Leihen statt kaufen, lautet die Devise. Bücher, CDs, DVDs, Zeitschriften und Spiele gehören schon lange zum Repertoire in Bibliotheken. Doch wie sieht es aus mit einer E-Gitarre, einer Nähmaschine oder einem Teleskop? Klar gibt es Bücher zu den verschiedensten Themen, wie wäre es jedoch, wenn es auch gleich die passenden Geräte gäbe?

Hier kommt das Konzept der „Bibliothek der Dinge“ ins Spiel. Sie bietet Menschen die Möglichkeit, sich Werkzeuge und Geräte auszuleihen, statt sie kaufen zu müssen. Nicht jeder hat die finanziellen Möglichkeiten, sich ein teures Gerät anzuschaffen. Oft sind es auch Dinge, die man vielleicht erst einmal ausprobieren oder nur für einen einmaligen Gebrauch nutzen möchte. Hat man alle seine Dias digitalisiert braucht man den Diadigitalisierer schließlich nie wieder. Statt ihn im Schrank verstauben zu lassen, mühsam zu verkaufen oder gar zu entsorgen, gibt es eine andere Möglichkeit: man kann ihn sich einfach leihen!

Diese Option nutzen die Besucher*innen der Stadtbibliothek Ludwigshafen nur zu gerne. Mit ihrem Bibliotheksausweis haben sie die Möglichkeit aus einer Auswahl von aktuell 83 Gegenständen kostenlos Dinge zu entleihen. Maximal drei Dinge kann man bis zu vier Wochen mit nach Hause nehmen. Das ist gerade dann praktisch, wenn man ein größeres Projekt plant. Einige Geräte lassen sich nämlich besonders gut kombinieren, wie z.B. die Spiegelreflexkamera, das Ringlicht und das mobile Fotostudio-Setup. Ansonsten nutzen die Bibliotheksbesucher*innen die Bibliothek der Dinge dann, wenn sie entweder gerade ein bestimmtes Gerät oder Werkzeug brauchen, oder wenn sie erst einmal ein Ding ausgiebig testen wollen, bevor sie es sich selbst zulegen. Das ist zum Beispiel häufig bei Musikinstrumenten der Fall. Oder Eltern entscheiden sich dazu, eine Spielekonsole nur für die Ferien auszuleihen, statt selbst eine zu Hause zu haben. Die Bandbreite an Dingen ist groß, allerdings beschränkt sich die Bibliothek bei der Auswahl der Dinge gezielt auf die Kategorien Forschen, Kreatives, Technik/Digitales, Musik und Sport/Bewegung. Auf Dinge wie z.B. Kochequipment wurde, aufgrund von hygienischen Gesichtspunkten, bewusst verzichtet.Die Bibliothek der Dinge steht, aus Haftungsgründen, Nutzer*innen ab 18 Jahren offen. Möchten sich Jugendliche oder Kinder etwas daraus ausleihen, brauchen sie die Erlaubnis der Eltern (ab 16 Jahren) oder müssen mit den Erziehungsberechtigten gemeinsam in die Bibliothek kommen. Die Verpackungen der verschiedenen Dinge enthalten jeweils eine Auflistung aller zugehörigen Bestandteile. Bei der Ausleihe wird gemeinsam kontrolliert, ob alle Teile enthalten sind und der*die Entleihende bestätigt dies mit einer Unterschrift. Ebenso wird auch bei der Rückgabe die Vollständigkeit kontrolliert. Einige Dinge haben besonders viele Bestandteile, wie z.B. das Mikroskop mit verschiedenen Linsen und Präparaten – andere Dinge, wie z.B. das Laminiergerät bestehen nur aus dem Basisgerät und einem Kabel.
Geht während der Ausleihzeit etwas am Gerät kaputt, haftet der*die Nutzer*in für den Schaden. Davon ausgenommen sind Verschleißerscheinungen, die der*die Nutzer*in nicht selbst bzw. alleinig verschuldet. Seit Eröffnung der Bibliothek der Dinge gingen bislang allerdings nur Kleinigkeiten verloren oder kaputt, wie z.B. eine Objektivkappe oder ein USB-Kabel. In der Regel gehen die Nutzer*innen äußerst sorgsam mit den Dingen um. Gerade die teureren Geräte werden mit viel Respekt behandelt. Das Bibliothekspersonal prüft zudem regelmäßig alle Werkzeuge und Geräte auf ihre Funktionalität. So soll gewährleistet sein, dass man den Zustand aller Dinge kennt und mögliche Schäden besser beurteilen kann.

Weniger Produkte zu kaufen hilft nicht nur dem eigenen Geldbeutel, es hilft ebenso dabei, nicht unnötig viele Gegenstände im eigenen Zu Hause horten. Dinge wie Nähmaschine und Bastelequipment werden besonders gerne vor Weihnachten entliehen, um eigene Geschenke zu gestalten. Dagegen ist das Outdoor-Equipment (wie Federballset und Boules) vor allem dann gefragt, wenn es draußen wärmer wird. Eines der beliebtesten Geräte im Herbst und Winter war ein Energiekostenmessgerät – hier musste sogar ein zweites Gerät eingekauft werden, um der immer größer werdenden Nachfrage gerecht zu werden. Die Dinge, die bislang am meisten ausgeliehen wurden, sind eine Polaroidkamera, das Teleskop und die VR Brille. Weniger häufig entliehen werden besonders große und schwere Dinge, wie das zusammensteckbare Fußballtor und das Diskgolf-Set, das einige Kilos auf die Waage bringt. Grundsätzlich lässt sich festhalten: Das Angebot der Bibliothek der Dinge ist äußerst beliebt und wird regelmäßig erweitert. Dafür werden auch die Wünsche der Bibliotheksnutzer*innen gerne entgegengenommen und berücksichtigt.

Das Konzept erfreut sich nicht nur bei den Nutzer*innen immer größerer Beliebtheit, auch immer mehr Bibliotheken erkundigen sich danach. Die Stadtbibliothek Ludwigshafen steht dabei gerne beratend zur Seite und verrät Tipps und Tricks für eine erfolgreiche Implementierung einer Bibliothek der Dinge.